April 2022
Textoptimierung

Kann ich meine Texte selbst korrigieren?

Um diese Frage beantworten zu können, ist es zunächst hilfreich, die folgenden Punkte für dich selbst zu klären – denn Texte und Ansprüche sind sehr unterschiedlich. In diesem Blogbeitrag habe ich daher 3 Aspekte angeführt, damit du für dich entscheiden kannst, ob du einen Text selbst bearbeiten möchtest oder diese Arbeit lieber abgibst. Meine Antwort auf diese Frage, findest du am Ende.

Dein Ziel bzw. der Zweck des Textes

Vermutlich wird niemand auf die Idee kommen, eine E-Mail extern lektorieren zu lassen … das wäre angesichts der Menge an Text, die wir täglich produzieren, nicht wirklich effizient. Andererseits gibt es im Arbeitsalltag Texte, die wir nicht einfach so – ohne sie vorher zumindest noch einmal durchgelesen zu haben – abschicken sollten. Besonders bei heiklen Themen tut man gut daran, sich vor dem Senden noch einen Kaffee zu holen oder kurz frische Luft zu schnappen und den Text im Anschluss nochmal zu lesen. So kannst du deine Gedanken sortieren, dich fragen, ob alle Informationen enthalten sind und den ein oder anderen Tippfehler entdecken. Wenn du hingegen einen Folder gestaltest, Texte für deine Website schreibst oder vielleicht sogar an einem Buchprojekt arbeitest, dann lohnt sich eine 2. Meinung auf jeden Fall, denn diese Texte haben länger Bestand. Besonders bei Drucksorten ist ein Blick von außen unabdingbar: Unser Gehirn ist darauf spezialisiert, Informationen zu „ergänzen“ bzw. so zu drehen, dass wir sie richtig lesen/verstehen. Ab einem gewissen Punkt sind wir blind für unsere eigenen Fehler und Ungereimtheiten. Bei Texten, die veröffentlicht werden – egal ob in gedruckter Form oder online – genügt die eigene Überarbeitung meist nicht mehr.

Das möchte ich jedoch ein wenig relativieren und den 2. Aspekt ins Spiel bringen:

Dein Anspruch an deinen Text

Möchtest du, dass deine Drucksorten fehlerfrei sind? Sowohl inhaltlich als auch sprachlich? Oder legst du darauf keinen besonderen Wert bzw. erachtest es nicht als wichtig bei deinem aktuellen Schreibprojekt? Behalte dabei im Hinterkopf, dass auch wenn du selbst keinen großen Wert auf korrekte Rechtschreibung oder Interpunktion legst, das nicht bedeutet, dass es auch deinen potenziellen Kund:innen egal ist. Mir fällt dabei das Sprichwort „Kleider machen Leute“ ein. Stell dir Folgendes vor: Der Text ist das Outfit, in das wir unsere Produkte und Dienstleistungen stecken. Rechtschreibfehler sind dabei die kleinen Flecken auf der weißen Bluse oder das Loch in der neuen Jeans (und dabei meine ich nicht die Löcher, für die wir einige hundert Euro bezahlt haben ?). Und ein fehlender roter Faden wirkt vielleicht wie eine misslungene Farbkombination. Prüfe für dich, wie du reagierst, wenn dir Tippfehler in Texten anderer auffallen – stört dich das? Bist du gewillt, dieses Produkt zu kaufen oder suchst du nach Dienstleistungsanbietern, die Informationen fehlerfrei formulieren, weil du der Meinung bist, dass sie dann auch die notwendige Sorgfalt bei der eigentlichen Leistung aufwenden? Entscheide selbst, welche deiner Texte für dich besonders wichtig sind und welche eher kurzlebig sind. Wäge ab, wo sich ein Lektorat bzw. Korrektorat für dich auszahlt.

Solltest du zu dem Schluss kommen, dass der 1. Eindruck zählt, dann gilt es noch einen letzten Punkt klären:

Deine Sprach- und Textkenntnisse

Deutsch als Muttersprache reicht leider nicht immer aus. Beim Überarbeiten von Texten kommt es darauf an, ob du mit Formalitäten der jeweiligen Textsorte vertraut bist. Außerdem ist wichtig zu wissen, ob dein Auge darauf geschult ist, Buchstabendreher, fehlende Kommas oder eine falsche Endung zu entdecken. Vermutlich fallen dir Fehler bei anderen Texten auf – das ist eine gute Basis, bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass das auch bei den eigenen Texten der Fall ist. Daher empfehle ich für besonders wichtige Texte zumindest ein externes Korrektorat als letzten Schritt vor der Veröffentlichung.

Die Antwort ist ein klares JAIN

Ich muss nicht alles abgeben, aber ich muss auch nicht alles selbst machen – es hängt immer vom Zweck, der eigenen Erwartungshaltung und der Sprachkenntnis ab. Wenn du dich dafür entscheidest, das Lektorat oder Korrektorat abzugeben, sind die eigenen Überarbeitungsschritte dennoch sehr wichtig. Mithilfe meiner Tipps kannst du all deine Texte Schritt für Schritt durchgehen und sie so optimal für ein Lektorat vorbereiten. Denn wenn man bedenkt, dass Studien zufolge beim Lektorat max. 90–95 % der Fehler gefunden werden, macht es einen großen Unterschied, in welchem „Zustand“ der Sprachprofi deinen Text erhält. Welche Schritte das sind, verrate ich dir in den kommenden Blogbeiträgen.

Wenn du dich darüber gerne austauschen möchtest oder Input benötigst, freue ich mich über deine Nachricht.