KI ist in aller Munde. E-Mails und Social-Media-Posts werden mit ChatGPT geschrieben, Bücher, Blogartikel und Newsletter sind per Mausklick erstellt, Texte blitzschnell in fast jeder beliebigen Sprache verfügbar, ja sogar Erziehungs- und Beziehungstipps holen wir uns von der Maschine. Doch was macht die KI mit uns und unserer Sprache? Wo ist sie eine Erleichterung und wann sollten wir die Ergebnisse besser kritisch hinterfragen?
Die Grundlage von ChatGPT und Co sind sogenannte Large Language Models. Das sind sehr leistungsfähige Sprachmodelle, die mit einer Vielzahl von Textdokumenten trainiert wurden. So werden bei einer Antwort im Chat Wörter aneinanderreiht, geleitet von Statistik, nicht von Verstand. Die KI „schreibt“ Texte basierend auf Wahrscheinlichkeiten, oder anders gesagt: wie häufig bestimmte Wörter in einem Zusammenhang vorkommen. Der Output hängt also davon ab, mit welchen Daten die Chatbots trainiert wurden bzw. werden. Denn diese Daten bilden die Grundlage für „neue“ Texte. Hier stellt sich auch die Frage, was passiert, wenn sich Bots von Bots „ernähren“ – sprich: wenn keine oder kaum noch „menschliche“ Texte verfügbar sind?
Bei allem Hype und aller Kritik, die aktuell um KI besteht, dürfen wir Folgendes nicht vergessen: Technischer Fortschritt war auch in der Vergangenheit meist von Skepsis und Pessimismus geprägt. So stand die Befürchtung im Raum, dass der Buchdruck die Exklusivität der gebildeten Klasse bedrohe, dass Schreibmaschinen und Textverarbeitungsprogramme die Handschrift und Individualität ersetzen.
Im Zusammenhang mit KI wird häufig angeführt, dass der Einsatz von ChatGPT und Co das Ende der Kreativität bedeute. Christoph Drösser, ein deutscher Journalist, vertritt hier einen etwas provokativen Ansatz, indem er sagt, dass auch wir Menschen unsere Werke nicht aus dem Nichts schaffen. Wir produzieren Texte, die darauf basieren, was wir gelesen, gelernt und gesehen haben. Unsere Sozialisierung spielt dabei eine große Rolle. Im Unterschied zu uns ist die KI wesentlich schneller beim Zusammenstellen von Informationen und im Handumdrehen sind Essays, Newsletter, LinkedIn-Posts, ja ganze Geschichten fertig. Doch ist das immer Ziel und Zweck der Übung?
Wie bei jeder KI ist es unerlässlich, ihr nicht blind zu vertrauen. Denken wir zum Beispiel an das Navigationsgerät im Auto: Wenn die Straße wegen Überflutung gesperrt ist, fahren wir hoffentlich nicht durch, auch wenn laut Google-Maps dies der schnellste Weg ist. Zugegeben, es gibt immer wieder Bilder im Netz, wo Autos in einer Unterführung feststecken, weil sie sich blind auf die Technik verlassen haben, ohne ihren Verstand einzuschalten. Genauso ist es auch bei ChatGPT und Co: Viele Anwendungsbereiche sind sehr praktisch und erleichtern uns das Leben – mitdenken ist jedoch immer noch erlaubt, ja sogar erwünscht und notwendig! Aber was bedeutet es, wenn viele ihre Texte nun selbst „schreiben“ können, Übersetzungen der KI überlassen und Posts vom Chatbot beantworten lassen? Was tun so Menschen wie ich, bei denen die Kernkompetenz in der Textarbeit liegt? Wir beraten und freuen uns, dass kritisches Hinterfragen und Mitdenken gefragter sind denn je.
Auch ich verwende KI und erleichtere mir so meinen Alltag. Wichtig dabei ist, dass wir unseren Verstand nicht mit dem Drücken der Enter-Taste ausschalten 😉. Hier ein paar Tipps, wie eine effiziente Zusammenarbeit mit der KI möglich ist:
Als Lektorin gebe ich Feedback zur Qualität von Texten, überprüfe, ob der rote Faden erkennbar ist, ob Inhalte für die jeweiligen Leserinnen und Leser verständlich aufbereitet sind. Ich wollte daher wissen, ob ChatGPT mich bei dieser Arbeit ein wenig unterstützen kann. Das Ergebnis: Ein und derselbe Aufsatz wurde mal als „sehr gut“, „verständlich“ und „logisch“ beurteilt und dann wieder als „lückenhaft und mangelhaft in Struktur und Argumentation“. Dabei habe ich meinen Prompt nur leicht anders formuliert. Es ist also ähnlich wie bei der Rechtschreib- und Grammatikprüfung in Word: Diese bietet eine gute Basis, dennoch bleiben oft Fehler stehen. Das Lektorat oder Korrektorat durch einen Profi lohnt sich in vielen Fällen allemal – besonders, wenn Texte gedruckt werden oder einer großen Leserschaft zur Verfügung gestellt werden.
Bei Fragen und Anregungen stehe ich immer gerne zur Verfügung. Und wenn ihr Unterstützung vom Sprachprofi benötigt, kontaktiert mich gerne.