Juli 2022
Textoptimierung

Schritt 1: Gönne dir und deinem Text eine Pause

Wer regelmäßig schreibt, sollte sich und seinen Texten auch die entsprechenden Kreativitätspausen gönnen, unabhängig davon, ob der Text anschließend einer weiteren Person zum Lektorat/Korrektorat geschickt wird oder nicht.

Der 1. Schritt der Überarbeitung – und wie ich meine einer der wichtigsten – ist dabei, Abstand zum Text zu gewinnen. Da stellt sich vielleicht die Frage, wie kann ich etwas optimieren, wenn ich gar nicht daran arbeite? Macht es wirklich Sinn, Zeit zu „verschwenden“ – sollte ich nicht doch besser am Schreibtisch sitzen bleiben bis der Text ganz fertig ist? Hier gibt es eine klare Antwort: NEIN.

In diesem Blogbeitrag verrate ich dir meine Top 4 Abstands-Tricks. Entscheide selbst, was dein Schreibprojekt bzw. dein Text braucht und lies zu Beginn, warum ich dem Thema so viel Aufmerksamkeit schenke:

Textoptimierung_Schritt 1_Pause
Pause machen und Energie tanken

Pausen

Warum sind Pausen – nicht nur beim Überarbeiten von Texten – so wichtig? Unterschiedliche Produktivitätstechniken haben uns geleert, dass auf jede Arbeitsphase eine Pause folgen soll, um dann anschließend wieder ausreichend Energie für den nächsten Schritt zu haben. Beim Überarbeiten von Texten geht es nicht nur darum, wieder neue Energie zu erlangen, sondern Abstand zum Text zu gewinnen. Warum ist das wichtig? Weil unser Gehirn Meister darin ist, uns zu überlisten. Es kann perfekt die Buchstaben im Kopf in die richtige Reihenfolge bringen: Auch wenn nur der 1. und der letzte Buchstabe eines Wortes stimmen, können wir den Text dennoch ohne Probleme lesen. Wenn wir unseren Text kennen und wissen, was wir geschrieben haben, ist es noch viel schwieriger. Diese Gehirnleistung ist toll, aber leider beim Überarbeiten bzw. Korrigieren von Texten nicht besonders hilfreich. Ein bisschen kannst du dein Gehirn jedoch überlisten, indem du dir und deinem Schreibprojekt eine Pause gönnst! Steh vom Schreibtisch auf oder verlasse den Raum bzw. den Ort, an dem du schreibst. Abhängig von der Länge des Textes und der Größe des Schreibprojektes reichen 5–10 Minuten, manchmal ist es besser, eine Nacht darüber zu schlafen und teilweise ist es sogar notwendig, ein paar Tage verstreichen zu lassen. Im Folgenden habe ich einige Pausen-Anregungen aufgelistet – und sie nach Zeitaufwand gereiht:

5–10 Minuten: Fenster auf, Kaffeemaschine an

Bei kurzen Texten wie E-Mails oder Social-Media-Posts, die dennoch strukturiert und möglichst fehlerfrei verfasst werden sollten, reichen meist 5–10 Minuten Pause. Frischluft und ein Energiekick bringen dich dabei auf neue Gedanken. Besonders in der wärmeren Jahreszeit setze ich mich dazu gerne für ein paar Minuten auf die Terrasse oder in den Schatten hinterm Haus, trinke eine Tasse Kaffee und genieße die Aussicht ins Grüne – ja, ok, ein Stück Schokolade darf natürlich auch nicht fehlen.

TIPP: Timer nicht vergessen! Stell dir gerne einen Timer – sowohl für die Arbeitszeit als auch für die Pausen, damit du auch wirklich wieder zur Arbeit zurückkehrst und nicht „unterwegs“ hängen bleibst.

30 Minuten: Telefonat mit Freunden

Nichts bringt mich schneller auf andere Gedanken, als mit einer lieben Freundin zu telefonieren. Wenn du im Homeoffice bist, kannst du nebenbei sogar noch die Wäsche aufhängen, bügeln, Müll entsorgen oder kochen. So hast du das Gefühl, die Zeit produktiv genutzt zu haben und hast im Anschluss wieder mehr Zeit für deinen Text. Aber Achtung: hier ist der Timer noch viel wichtiger, denn wenn du ins Plaudern kommst, vergeht die Zeit wie im Flug.

30–60 Minuten: Sport aktiviert Körper und Geist

Sollte dein Text etwas mehr Abstand benötigen – wie zum Beispiel Bewerbungsschreiben, Folder oder Newsletter, dann ist Bewegung die perfekte Abwechslung. Finde den Sport bzw. die Aktivität, die dir gut tut und die sich in deinen Alltag einbauen lässt. Ich begleite meine Kinder in der Früh zu Fuß in die Schule und merke, wie sehr mir diese 30 Minuten Fußmarsch (20 Minuten hin und 10 Minuten retour) fehlen, wenn es mal sehr knapp wird und wir doch mit dem Auto fahren.

Als „Pause“ zwischendurch tippen wir oft genug am Handy herum und schwupps sind 30 Minuten vergangen. Wie oft habe ich dann das Gefühl, dass ich diese Zeit auch sinnvoller hätte nutzen können. Also: Schuhe an und raus in den Park oder in den Wald – eine schnelle Runde Frischluft schadet nie. Und wenn du ein wenig mehr Zeit hast, gerne schwimmen, Tennis spielen, laufen, Radfahren, Berggehen usw. – Bahn für Bahn kraule ich jeden Dienstagabend vor mich hin und konzentriere mich dabei nur auf meinen Atem. Das macht den Kopf frei. Überlege dir, wobei du gut abschalten kannst und probiere es aus. Es lohnt sich!

1 Tag: Schlaf d’rüber

„Der Schlaf ist für den ganzen Menschen, was das Aufziehen für die Uhr.“ (Arthur Schopenhauer)

Bei „schwierigen“ Themen, emotionalen E-Mails und eher umfangreichen Texten hilft es, eine Nacht darüber zu schlafen. In der Hitze des Gefechts fällt es meist schwer, einen klaren Gedanken zu fassen oder strukturiert Informationen zu Papier zu bringen. Formuliere die E-Mail, schreibe alles auf und lies es am nächsten Morgen noch einmal in Ruhe durch, wenn sich die Emotionen gelegt haben und es möglich ist, die Dinge etwas sachlicher zu betrachten.

Was fällt dir noch ein, um Abstand zu gewinnen? Hier sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Schreib mir gerne, wie du deine Pause gestaltest.